Der Wind kam aus der richtigen Richtung. Bis ganz nach Lyø und wieder zurück hatte es die Providentia, ein Finkenwerder Kutterewer, auf ihrem 5-tägigen Klimasail-Törn durch die Dänische Südsee geschafft. Der Traditionssegler war eines der ersten Schiffe, die im Rahmen der diesjährigen Klimasail-Saison in See stechen. Mit an Bord: Jugendliche aus der Kirchengemeinde Goldberg-Dobbertin bei Schwerin, die neben Sonne, Wind und Regen geballte Klima- und Nachhaltigkeitsbildung mitgenommen haben, sowie erfahrene Klimasail-Teamer und -Teamerinnen. Eine von ihnen ist Maren Szymiczek. Die 27-Jährige wertet die fünf Tage an Bord als vollen Erfolg. „Die Jugendlichen haben in dieser Zeit die Ostsee als Ökosystem kennengelernt und gemerkt, wie vielfältig dieser Lebensraum ist. Sie mussten an Bord zusammenleben und arbeiten, damit alles funktioniert“, fasst sie zusammen. „Über das Schiff lässt sich so viel transportieren - zum Beispiel auch, bewusst zu leben und sich zu reduzieren.“
Richtung Zukunft unterwegs: KlimaSail-Saison 2022 gestartet
Kiel, 07.07.2022
Um auch in diesem Sommer wieder mit an Bord zu sein und dort ihr Wissen mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu teilen, nimmt sich Maren Szymiczek extra Urlaub. Nach ihrem Studium der Umwelt-, Naturschutz- und Nachhaltigkeitsbildung arbeitet sie inzwischen in der niedersächsischen Landesgeschäftsstelle Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Für ein paar Tage zieht es sie aber - wie schon seit Jahren - an die Küste der Nordkirche und zu den vielfältigen Klimasail-Projekten der Jungen Nordkirche gemeinsam mit Brot für die Welt. „Für mich ist es die Kombination aus Segeln und Draußen sein bei jedem Wetter - und dabei zu merken, wie eine Gruppe spielerisch so leicht lernen kann“, erklärt sie ihre Begeisterung. „Ich mag es, immer wieder unterschiedliche Gruppen auf unterschiedlichen Schiffen zu haben.“
Ein anderes historisches Schiff, die 106 Jahre alte Ryvar, wird an diesem Tag mit einer Gruppe der Evangelischen Jugend Pommern ablegen, und zwar Richtung Oslo, der Umwelthauptstadt Europas. Die jungen Menschen wollen dort die Klimakonzepte der norwegischen Hauptstadt erkunden. Zuvor hatten sich an der Kiellinie zum offiziellen Auftakt der diesjährigen Klimasail-Saison rund 70 Jugendliche getroffen, um mit Experten aus Politik, Wissenschaft und Kirche über Klimathemen zu diskutieren. An einem der vier Klimatalk-Tische sprach Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer mit Jugendlichen aus Kiel und Neumünster ebenso über den Umgang mit lebensfeindlichen Schottergärten oder den Ausbau des ÖPNV wie über fehlende Angebote zur Mülltrennung.
„An manchen Schulen gibt es einfach nur einen Mülleimer für alles“, berichtete Mohamed Almousa, der zudem mehr Umweltkurse an Schulen anregte. An einem anderen Klimatalk-Tisch diskutierte Diakonie-Landespastor Heiko Naß mit Jugendlichen aus Neumünster zum Thema globale Klimagerechtigkeit und stellte Projekte der Indienpartnerschaft vor. Wissenschaftler Tobias Bayr vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung berichtete unter anderem, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Ozeane hat. Und Pastor Jan Christensen vom Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche stellte sich den Fragen der Jugendlichen, die gerade vom Providentia-Törn aus der Dänischen Südsee zurückgekehrt waren. Sie hatten nach den Tagen auf See viele Fragen und Argumente parat. Wieso der Denkmalschutz eine klimafreundliche Maßnahme wie den Aufbau von Solaranlagen verhindere, fragte der 16-Jährige Malte Beckmann: „Eine Kirche ist doch trotz einer solchen Anlage immer noch eine Kirche.“
Im Laufe des Sommers werden rund 500 Jugendliche zwischen 13 und 25 Jahren bei den rund 20 Klimasail-Projekten auf und an der Ostsee dabei sein. Dazu gehören siebzehn Segeltörns auf sechs unterschiedlichen Traditionsseglern. Das Highlight ist eine ökumenische Jugendbegegnung mit Jugendlichen aus der Nordkirche, Finnland, Österreich und Polen. Einige der Törns sind kombiniert mit einem Aufenthalt an Land.