Interner Bereich
27. Juli 2022

Alientiere und "Karrotdogs" - Das EKJB bei KlimaSail

Heidkate/Providentia, 12.-22.07.2022

„Endlich – nach zwei Jahren Pause – endlich wieder Segeln, zusammen kochen, die Ostsee erkunden und einiges über den Klimawandel lernen. Endlich wieder KlimaSail!

Die zehnköpfige Teilnehmendengruppe aus Nordfriesland war zwischen 15 und 23 Jahre alt, die Gruppenleitung hat Anna vom EKJB übernommen und für hervorragendes Essen hat Femke gemeinsam mit Teilnehmer*innen gesorgt. Die erste Woche waren wir in Heidkate, direkt hinterm Deich, wo am zweiten Tag direkt die Schlauchboottour mit Christoph und dem Schweinswal anstand. Vor der Fahrt wurde die Ostsee genauer unter die Lupe genommen, der Salzgehalt analysiert (mit Messungen und das Problem der Osmose für die Tiere besprochen), Temperaturschwankungen aufgezeichnet und es wurden schon vorab typische Bewohner der Ostsee kennengelernt. Auf der Schlauchboottour wurde die Temperatur der Ostsee in verschiedenen Tiefen gemessen, die Sichttiefe mit Hilfe der Secchi-Scheibe ermittelt, eine Bodenprobe mit dem Bodengreifer genommen und eine Planktonprobe genommen, welche später unter dem Mikroskop genaustens untersucht wurde, die alien-ähnliche Tiere beinhaltete.

Vier Personen in einem Schlauchboot im Hafen.

Junge Nordkirche

Für die frühen Vögel der Gruppe ging es am nächsten Tag gegen halb sieben auf Vogel-Exkursion in den Wald um das Hausgelände. Nach dem wohlverdienten Frühstück wurde über das Klima im Allgemeinen sowie den menschengemachten Klimawandel gesprochen. Auch die Ernährung spielt beim Freisetzen von klimaschädlichen Gasen eine große Rolle. Deswegen hat sich die Gruppe vorgenommen, ein „Klima-Dinner“ auszurichten. Das bedeutet, dass drei Gruppen sich je ein Rezept überlegen, welches möglichst wenig CO2-Äquivalente hat und diese anschließend der Gruppe präsentiert. Da es einiges an Planung einnimmt und dafür eingekauft werden muss, begann die Planung bereits am dritten Tag. Abends gab es Gitarrenmusik und Essen am Lagerfeuer.

Am Freitag, den 15.7. ging es mit 13 Menschen und 8 Fahrrädern (das geht – auch ganz legal!) nach Laboe ins Aquarium, um den Lebewesen der Ostsee Auge ins Auge zu begegnen und auf Tuchfühlung mit einem Seestern und einer Strandkrabbe zu gehen. Nach einer kurzen Mittagspause ging es in das Marine-Ehrenmal Laboe oder in das Technische U-Boot Museum U 995. Abschließend wurde noch eine Runde „Gefischt“ (Abwandlung von Schiffe versenken) am Stand gespielt und über die „tickende Zeitbombe“ in der Nord- und Ostsee diskutiert: In den Meeren vor unserer Haustür lagern die Altlasten viele Tausend Tonnen Munition und chemischer Kampfstoffe, die im Zweiten Weltkrieg gezielt versenkt oder danach verklappt wurden.

Am letzten Tag in Heidkate wurde eine Kräuterwanderung gemacht und ein Tee aus Birken- und Brombeerblätter im Solarkocher gebrüht sowie ein schmackhaftes Brennnessel-Brötchen im Solarofen gezaubert. Thema des Tages war jedoch das „Weltspiel“, welches die Ressourcenverteilung auf den Kontinenten deutlich macht und ein Nachdenken über unsere Privilegien angeregt hat. Am letzten Abend in Heidkate hat Femke mit ihrer Küchencrew etwas ganz besonders gezaubert: „Karrotdogs“, vegetarische Hotdogs auf Möhrenbasis und selbstgebackene Brötchen.

Ein E-Lastenrad, voll beladen steht am Strand.

Junge Nordkirche

Am Sonntag ging es dann endlich in Laboe auf die Providentia. Ein ehemaliger Hochseekutter von 1895, aus Holz gebaut, jetzt unter der Leitung vom Käpt‘n Kees und Bootsfrau Lauren. Es war sonniges und fantastisches Wetter zum Segeln mit Wind aus Südwest. Nach gut sechs Stunden, einiges an Segeltheorie und rund 29 Seemeilen erreichten wir Marstal in Dänemark. Am Abend wurde das erste von drei Klimadinnern ausgerichtet und in den Kategorien Geschmack, Präsentation und natürlich den CO2-Äquivalenten bewertet. Am Montag ging es dann nach Faaborg und während des Segelns wurde die Plastikproblematik im Meer behandelt. Dazu wurden all unsere Kosmetikartikel auf jegliche Plastikinhaltsstoffe untersucht. Festgestellt wurde, dass es für uns als Verbraucher*innen gar nicht mal so einfach ist, die Inhaltsstoffe zu identifizieren. Dabei kann eine Tabelle als Übersetzung helfen. Z.B. sind Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) Kunststoffe auf Erdölbasis und als Mikroplastik (wenn angegeben) in Kosmetika enthalten. Früh morgens bei Sonnenschein ging es für einige Wasserratten aus der Gruppe in die Ostsee und es wurde ein versunkenes Fahrrad in gut vier Meter Tiefe entdeckt. Leider ist der Bergungsversuch nicht geglückt. Bei ruhiger See und einer leichten Brise Wind ging es auf die schöne Insel Lyø. Mit gemütlichen durchschnittlichen 0,7 Knoten legten wir bei glatter See die etwa vier Seemeilen gemächlich zurück. Unsere Geduld bei voller Sonnenstrahlung wurde allerdings mit mehrfachen Sichtungen von Schweinswalgruppen belohnt. Auf Lyø angekommen ging es direkt wieder ins Wasser schnorcheln und am nächsten Morgen wieder auf abenteuerliche Vogelexkursion. Unser nächster Hafen war Augustenborg, welchen wir nur mit vieeeelen Wenden beim Segeln erreichten und uns parallel mit Klimagerechtigkeit, Ressourcen für Handys und faire(re)n Handys beschäftigten. Natürlich gehörten bei einem Besuch in Augustenborg auch die Besichtigung des Schlossparkes sowie die beeindruckende und lange Lindenallee und alten Eichen dazu. Am vorletzten Tag ging es zurück nach Deutschland, nach Kappeln. Nach einer kleinen Traumreise ins Jahr 2050 wurden kreative Utopien für eine bessere Welt geschmiedet und am Folgetag auf den Weg nach Kiel vorgestellt.  

Insgesamt war es ein sehr schöner Törn mit fantastischem Wetter und einer super Gruppe und grandiosem Essen!

 

Text: Dale Stölting und Anna-Lena Ihme